Vorzeitiger Samenerguss - Ejaculatio Präcox
Definition
Der vorzeitige Samenerguss ist die häufigste Sexualstörung
des Mannes und tritt in verschiedenen Formen und Ausprägungen auf, was eine
genaue Definition des Problems schwierig macht.
Beim vorzeitigen Samenerguss handelt es sich um eine männliche Sexualstörung
mit folgenden Charakteristika:
· Der Samenerguss erfolgt (fast) immer vor oder innerhalb 1 Minute nach Eindringen in die Scheide.
· Es gibt keine oder fehlende Ejakulationskontrolle.
· Es kommt dadurch zu negativen persönlichen Konsequenzen, wie Verzweiflung, Ärger, Frustration und/oder Vermeidung von sexueller Intimität.
Einteilung
1. Lebenslang bestehender/angeborener vorzeitiger Samenerguss (primäre Ejaculatio praecox)
2. Der erworbene vorzeitige Samenerguss
3. Die natürliche Variable
4. Vorzeitiger Samenerguss-ähnliches Ejakulationsproblem
Ad 1.) Lebenslang bestehender/angeborener vorzeitiger Samenerguss (primäre EP)
Die vorzeitige Ejakulation besteht:
· bei fast jedem Geschlechtsverkehr
· bei (fast) jeder Frau
· ab dem ersten Geschlechtsverkehr
· Der Samenerguss erfolgt meistens innerhalb von 30-60 sec (bei 90% der Männer).
· Der Samenerguss erfolgt innerhalb von ein bis zwei Minuten (bei 10% der Männer).
· Es gibt keine oder fehlende Ejakulationskontrolle
Ursachen
1.) Man nimmt an, dass bei dieser Form der EP liegt eine Fehlregulation der Serotoninrezeptoren im Gehirn vorliegt
· Entweder eine Überfunktion des Serotonin-Rezeptors 5-HT1a(dieser stimuliert normalerweise den Samenerguss)
· oder eine Unterfunktion der Serotonin-Rezeptors 5-HT2c ( dieser ist für die Verzögerung des Samenergusses zuständig).
Diese Theorie wurde auch indirekt bestätigt, weil viele depressive Männer, denen Antidepressiva mit dem Botenstoff Serotonin verordnet wurde, sich darüber beklagten, dass sie nicht mehr zum Höhepunkt kommen und ejakulieren können(Serotonin unterdrückte den Ejakulations-Reflex).
2.) Psychodynamische Faktoren können auch eine Rolle spielen
Ad 2.) Der erworbene vorzeitige Samenerguss
· nach einer Phase mit normaler Sexualreaktion
· entweder plötzlicher oder schleichender Beginn des Kontrollverlustes über die Ejakulation
· Verminderte oder fehlende Fähigkeit, den Ejakulationszeitpunkt hinauszuzögern
Ursachen
· Prostatitis
· Schilddrüsenfunktionsstörung
· Einfluss von Parkinson-Medikamenten, Heroin oder Amphetaminen
· Psychische oder partnerschaftliche Probleme
Ad 3.) Die natürliche Variable
· wird unregelmäßig, nur zufällig und situationsabhängig erlebt
· Die Fähigkeit, die Ejakulation hinauszuzögern ist vermindert oder kann fehlen.
· In der Folge kommt es zu einer Verkürzung der Ejakulationszeit auf ca. 1,5 Minuten.
Diese Form sollte nicht als krankhaft eingestuft werden, sondern als normale Variante der Sexualität! Die Sexualität kann nicht wie eine programmierte Maschine immer gleich ablaufen!
Ad 4.) Vorzeitiger Samenerguss-ähnliches Ejakulationsproblem
· Die Betroffenen klagen über eine vorzeitige Ejakulation obwohl die Ejakulationszeit im Normalbereich zwischen drei und sechs Minuten liegt.
· Subjektiv haben die Betroffenen den Eindruck, im gewünschten Moment die Ejakulation nicht hinauszögern zu können.
Häufigkeit
Eine 2007 veröffentlichte Studie über eine groß angelegte Internetbefragung
mit 12.133 Männern im Alter zwischen 18 und 70 Jahren ergab, dass 20 bis 25
Prozent aller Männer davon betroffen sind. Damit handelt es sich um die
häufigste Sexualstörung des Mannes.
In Österreich
· leiden ca. 135 000 Männer stark unter dem Problem
· 30 000 leiden unter der Extremform „ante portas“ (bevor sie in die Scheide einer Frau eindringen)
Diagnose
Eine ärztliche Abklärung sollte folgendes umfassen:
· urologische Fachuntersuchung
· Laboruntersuchung (Schilddrüsenfunktion!)
· sexualmedizinische Anamnese inkl. Medikamentenanamnese
Therapie
Unsere Therapieoptionen finden Sie unter "Therapie"
mit freundlicher Genehmigung von www.sexmedpedia.at